Konferenz der Diebinnen

Text: Zeha Schröder (nach Originaldokumenten) - Regie: Zeha Schröder - Produktionsleitung: Anke Winterhoff - Darstellung: Gabriele Brüning, Tashina Mende, Anke Winterhoff - Ort: Geheime Kellerkneipe (Nähe Ludgerikreisel) - Dauer: ca. 65 Minuten - - - Uraufführung: 15.05.2019
Sie haben gerade ein dickes Ding gedreht. Vielleicht ihren größten Coup bisher. Alles, was die beiden jetzt noch tun müssen, ist: ein paar Stunden untertauchen. Kurz von der Bildfläche verschwinden, bis die Luft von London wieder rein ist. Also schlüpfen sie in ein heruntergekommenes Kellerpub – und treffen per Zufall auf ihr großes Idol, eine leibhaftige Gangsterlegende.

Was wie der Auftakt zu einer typischen Harte-Jungs-Geschichte klingt, ist in Wahrheit ein Gipfeltreffen dreier berüchtigter Ladies: Alice Diamond und Maggie Hughes, zwei entzückend harmlos wirkende Ganovinnen, die es faustdick hinter den Ohren haben, begegnen der legendären Polly Carr, die jahrzehntelang die unangefochtene Queen der Londoner Unterwelt war. Und prompt entspinnt sich eine höchst unterhaltsame Fachsimpelei unter Profis, ein Austausch von Tipps und Tricks, Erfahrungen und Lektionen – deren wichtigste sich „Queen Polly“ für den Schluss aufbewahrt hat…

Zugegeben, wir wissen nicht, ob diese „Konferenz der Diebinnen“ jemals stattgefunden hat. Aber die drei Protagonistinnen hat es tatsächlich gegeben. Alle drei waren berühmte Mitglieder der „Forty Elephants“, einer rein weiblichen Gangsterbande, die über ein Jahrhundert(!) der Schrecken der Londoner Juweliere und Kaufhausdetektive war.

Wir begegnen den gewitzten Elefantinnen auf der Höhe ihres Ruhmes, am Ende der Roaring Twenties. Die britische Metropole ist eine erweiterte Tanzfläche, auf der die neuesten Foxtrottschritte mit derselben Frechheit zur Schau gestellt werden wie Perlenketten und Flapperkleidchen. Wer sich den luxuriösen Lebensstil nicht leisten kann, muss entweder das eigene Salär mit kreativen Mitteln aufbessern – oder als neidvoller Betrachter am Rand stehen. Und bloßes Zugucken kommt für die lebenslustigen Ladies nicht in Frage…

Die Vorbereitungen zu unserer jüngsten Inszenierung waren ein Riesenspaß. Wir haben in vergilbten Fotografien Inspiration gesucht und gefunden. Haben originale Kostümteile und uralte Schellackplatten ersteigert. Haben keine Mühen gescheut, um das Gewölbe unserer bewährten Theaterkaschemme in einen Ort zu verwandeln, an dem sich auch die leibhaftige Alice Diamond wohlgefühlt hätte. Jedenfalls im Rahmen der (Flucht-)Möglichkeiten. Denn dass sie lieber in noblen Kristallpalästen Cocktails geschlürft hat, als sich bei einem ordinären Ale vor den Bobbies zu verstecken, ist verbrieft.

Das neue Stück von Zeha Schröder basiert auf zeitgenössischen Gerichtsakten, Polizeimeldungen und Zeitungsartikeln. Es wird getragen von drei hinreißenden Darstellerinnen: den Stammspielerinnen Gabriele Brüning und Anke Winterhoff sowie, neu im Ensemble, Tashina Mende.