Die Beduinin

Texte: Isabelle Eberhardt - Regie und Film: Zeha Schröder - mit: Ursula Renneke - Ort: Botanischer Garten Münster - Dauer: ca. 75 Min. - Uraufführung: 08.12.2010
Isabelle Eberhardt (1877-1904) war eine Art weiblicher Arthur Rimbaud - mit dem Unterschied, dass bei Rimbaud das Abenteuerleben erst einsetzt, nachdem er das Schreiben an den Nagel gehängt hat. Bei „Si Mahmoud“ (wie sich Isabelle nannte, wenn sie als Mann in Beduinentracht durch die Sahara ritt) gingen Nomadenleben, Abenteuer und Absinth Hand in Hand mit der Entstehung des dichterischen Werks. In den Worten der Online-Enzyklopädie wikipedia: „Sie besuchte sowohl Bars und Bordelle als auch heilige Stätten des Islam“. Und so dürfte es Anfang des 20. Jahrhunderts kaum ein Dichterleben gegeben haben, das so spannend und dramatisch verlief wie das der jungen Schweizerin, die mit 27 Jahren in einem Flussbett mitten in der Sahara - ertrank! Dieser ungewöhnlichen Frau ist das Dokumentarstück "Die Beduinin" gewidmet.

Den dramaturgischen Ausgangspunkt der Inszenierung bilden die letzten Tage von Isabelles Leben, die sie - malariakrank und von Fieberschüben heimgesucht - im französischen Militärkrankenhaus von Aïn Sefra in Algerien verbrachte. Eine junge Frau, geschwächt und bettlägerig, durchlebt noch einmal rückblendenartig die Abenteuer ihres Lebens - von der Flucht aus der biederen Schweiz in den Maghreb über die Entscheidung, als Muslim und Mann ein unstetes Leben zu Pferd zu führen, bis hin zu den rauschhaften Momenten zwischen Kif und Sex: "Narren sind jene, die behaupten, die Wollust zu verachten, diesen verwirrenden, unerklärlichen Rausch, der für viel zu kurze Augenblicke allen Schmerz und alle Ängste vergessen lässt. Greise sind das, Eunuchen oder verlogene Pharisäer - dies vor allem."

Der Soloabend für eine Schauspielerin basiert auf Isabelles eigenen Texten, ihren Reiseberichten, Tagebüchern und Briefen, die - neu montiert und ineinander geschnitten - ein Leben im Schnelldurchgang umreißen. Ergänzt werden die Szenen durch Video-Einblendungen, die Regisseur und Hauptdarstellerin im Frühjahr bei einer Recherche in der algerischen Sahara selber aufgenommen haben.

Für die Inszenierung zeichnet F+G-Gründer Zeha Schröder verantwortlich, in der Rolle der Isabelle ist die Berliner Schauspielerin Ursula Renneke zu sehen, die unser Publikum im Sommer 2010 als "Gertrud" in dem Open-Air-Stück "Mühlensell" begeistert hat.