Dead End

Text + Regie: Zeha Schröder - Dramaturgie + PR: Karin Kirchhoff - Ton: LauterStudio.de Mit: Dirk Rademacher - Musik: Barbara Buchholz - Videocast: Marcell Kaiser, Vera Molitor, Irmhild Willenbrink - Ort: Möbel Althoff, Windthorststr. 32, Münster - Dauer: ca. 60 Min. - Uraufführung: 15.05.2002
Authentischer Ausgangspunkt von "Dead End" ist das erfundene Leben des Franzosen Jean-Claude Romand. Es beginnt Mitte der Siebziger Jahre mit einer versäumten Prüfung im zweiten Semester seines Medizinstudiums. Zuhause erzählt er, er habe die Prüfung bestanden. Er schreibt sich jahrelang für das zweite Semester ein und lügt weiter: er sei im dritten, vierten, fünften Semester, ja, er habe sein Studium abgeschlossen. Freunde und Verwandten glauben ihm, ebenso die Kommilitonin, die er heiratet und mit der er später zwei Kinder haben wird. Er gilt als netter Mensch, freundlich, vielleicht ein wenig still und unauffällig.

Angeblich erhält er eine Stelle bei der Weltgesundheitsorganisation. Die Familie ist stolz auf den "Aufsteiger". Er täuscht seinen Berufsalltag vor und unterschlägt die Ersparnisse der Verwandten, um seinen gehobenen Lebensstil zu finanzieren. Jahrelang. Einige Zeit hat er eine Geliebte, bei der er seine Rolle als wohlhabender und weltgewandter Wissenschaftler zelebrieren kann. Er vergöttert sie. Als sie ihn verläßt und das Geld zurückfordert, das er angeblich für sie angelegt hat, droht seine Entlarvung. Der letzte Tag des von ihr gestellten Ultimatums, der 9. Januar 1993, wird zur Katastrophe...

Was ging in diesem Menschen vor? Wie ist es möglich, dass er fast zwei Jahrzehnte lang eine solche Doppelexistenz führen konnte, ohne dass selbst nahestehende Menschen etwas geahnt haben? Womit hat er seine endlosen, leeren "Arbeitstage" zugebracht? Vor allem: Wie muss ein soziales Umfeld, ein Gesellschaftsgefüge aussehen, in dem eine Existenz wie die von Jean-Claude Romand überhaupt möglich ist?

Das sind die Fragen, von denen "Dead End" handelt. Die Inszenierung, die als herausragender Beitrag zum Bundesfestival "Politik im Freien Theater" eingeladen wurde, bildet den Abschluss von Zeha Schröders dreiteiligem Dokumentarprojekt "Trilog M" (2000-2002). In allen drei Stücken unternahmen der Regisseur und seine Darsteller/innen eine kritische - und sehr persönliche - Inspektion der Bedingungen menschlichen Lebens in unserer (Zivilisations-)Gesellschaft.

Wie schon bei den beiden ersten Teilen, "virus" und "ausgesetzt.", wurde zunächst am Ort des Geschehens recherchiert - diesmal in Genf und dem französischen Umland - und anschließend aus Videos, authentischen Textfragmenten und O-Tönen das Stück entwickelt.