Die Reise der Valdivia

Text: Carl Chun / Zeha Schröder - Darsteller: Gabriele Brüning, Zeha Schröder, Johan Schüling und Anke Winterhoff - Musik: Daniel Ableev - - Regie: Zeha Schröder - Ort: LWL Museum für Naturkunde (Sentruper Str. 285, Münster) - Dauer: ca.65 Minuten - Uraufführung: 30.09.2015

Im Jahr 1897 hält der Meeresbiologe Carl Chun einen folgenreichen Vortrag: Er fordert die Gesellschaft Deutscher Naturforscher auf, ihn bei dem ehrgeizigen Plan einer Schiffsexpedition zur Erforschung der Tiefsee zu unterstützen. Die Forscherkollegen sind begeistert von Chuns Projekt, sogar Kaiser und Reichstag unterstützen das Vorhaben, und nur wenige Monate später sticht der Wissenschaftler an Bord des Marinedampfers Valdivia in See.

Zeha Schröders Inszenierung zeichnet den Verlauf der Expedition nach, die in nur zwölf Monaten so viele neue Erkenntnisse zu Tage förderte, dass die wissenschaftliche Auswertung anschließend volle vierzig Jahre in Anspruch nahm. In Chuns eigenen Worten schildert das vierköpfige Ensemble die Glücksmomente und Gefahren der abenteuerlichen Reise, erwägt mythologische, poetische und naturwissenschaftliche Betrachtungen der Ozeane - und steigt dabei immer tiefer hinab in die tiefsten und lichtfernsten Regionen unseres Planeten, in denen auch die Zuschauer irgendwann die Hand nicht mehr vor Augen sehen. Die Inszenierung nimmt das Publikum mit auf eine faszinierende Reise in die Finsternis, zu Anglerfischen und Riesenkraken...

"Die Reise der Valdivia" ist ein besonderer Theaterabend, der den Zuschauern eine heutzutage ungewöhnliche Sinneserfahrung ermöglicht. In Zeiten, in denen Leuchtreklamen, LEDs und Xenonstrahler für einen chronischen Mangel an Dunkelheit sorgen, ist die Begegnung mit echter Finsternis selten geworden. Dabei weiß man aus den Erzählungen blinder Menschen: Wenn der Sehsinn wegfällt, werden die übrigen Wahrnehmungen gesteigert. Und so können die Zuschauer erleben, wie es ist, körperlose Stimmen im Raum zu verorten – neben, vor und sogar über sich; den Geruch von salzigem Meerwasser im Raum zu bemerken; oder die körperliche Nähe eines unsichtbaren Menschen zu spüren. Ein Theaterabend, der die Sinne schärft, der den Verstand mit faszinierenden Details zum Leben in der Tiefsee anregt – und der einen unmittelbaren emotionalen Bezug zum Ursprung allen irdischen Lebens herstellt: zum Wasser.

(Wichtiger Hinweis: Die Veranstaltung ist für Menschen mit Skotophobie - Dunkelheitsangst - nicht geeignet!)