gamajávri

Text: O-Töne, Interviews u.ä. - Regie + Schnitt: Zeha Schröder - Lesung: Frank Dukowski, Marcell Kaiser, Zeha Schröder - Ort: Erdgeschichtesaal des Geol.-Paläont. Museums, Pferdegasse 3, Münster - Dauer: 65 Min. - Uraufführung: 28.08.2003
Gamajávri heißt ein See in Lappland, knapp 300 km nördlich des Polarkreises. An dessen Ufer schlugen im Sommer 2001 sechs Münsteraner Theatermacher ihre Zelte auf, um in den kommenden Wochen zwei Dinge zu tun: ihr Leben so einzurichten, dass ein Ausharren bei Temperaturen knapp über Null, zwei Tagesmärsche von der Zivilisation entfernt, möglich wäre; und einen Plan für die Produktion "ausgesetzt." zu entwickeln, die im November 01 zur Premiere gelangen sollte.

Beides hatte miteinander zu tun, denn Thema des Stückes sollten drei authentische Fälle von Verschollenen sein - Menschen, die für gewisse Zeit aus der "zivilisierten Welt" verschwunden waren. Die Ensemblemitglieder erprobten diese Erfahrung am eigenen Leib, bauten aus Holz und Torf eine "kota" (hüttenähnliche Unterkunft), suchten Pilze und Beeren - und zimmerten nach und nach das geplante Stück zusammen. Dabei ging es auch um die Frage, inwieweit eigene Erlebnisse (die auf mehreren Stunden Film dokumentiert wurden) zum Bestandteil des Stückes werden sollten. Einhellige Meinung aller Beteiligten: wenn überhaupt, dann nur in Fragmenten und soweit es dem Stoff dienlich wäre - von uns selbst sollte nicht die Rede sein.

Danach ist so manches passiert: Nicht nur, dass sich im Laufe der folgenden zwei Jahre eine nüchterne Distanz zur damaligen Situation einstellte; wir konnten auch etliche Male (und nach so ziemlich jeder Aufführung von "ausgesetzt.") die Erfahrung machen, dass es gerade unsere "privaten" Erfahrungen als Ausgesetzte waren, die immer wieder zum Gesprächsthema wurden und eine regelrechte Flut von interessierten Fragen auslösten.

Deshalb haben wir uns 2003 entschlossen, aus Texten und Videos sowie Tagebüchern, Briefen und Interviews eine Dokumentation dieser vier Wochen Wildnis zusammenzustellen - mit all ihren schönen und schwierigen, konzentrierten und komischen Momenten. Im Zusammenspiel der Filmaufnahmen mit den Kommentaren und Erzählungen von Teilnehmer der damaligen Expedition entsteht das Bild einer Reise ans Ende der Welt...

Spielort für diesen "erdverbundenen" Bericht war im August 03 - naheliegenderweise - der Erdgeschichtesaal des Geologisch-Paläontologischen Museums. Was auch als Brückenschlag zu unserem nächsten Expeditionsstück "Die Farbe des Pols" gedacht war...