Der wahre Robinson

Text und Regie: Zeha Schröder - Dramaturgie und Produktionsleitung: Anke Winterhoff - Darstellung: Helge Salnikau - Ort: Seebühne auf dem Aasee (Tretboot ab Bootsverleih Overschmidt) - Dauer: ca. 70 Minuten - Uraufführung: 11.06.2014
Robinson, schon klar, das ist Crusoe. Aber wer zum Klabautermann war Alexander Selkirk? Vieles spricht dafür, dass er der Mann war, der mit seinen Erlebnissen einen der erfolgreichsten Romane der Weltliteratur überhaupt erst möglich gemacht hat...

Gehören Sie auch zu denen, die sich schon oft gewundert haben, warum Daniel Defoe seinen berühmten Schiffbrüchigen in warmen Ziegenfellkleidern unter der tropisch-heißen Sonne der Karibik herumspazieren lässt? Das hätte Crusoe (wenn er existiert hätte) sicher niemals getan. Wohl aber Selkirk, der von 1704 bis 1709 in deutlich kühleren Gefilden auf einer menschenleeren Pazifikinsel lebte - und der bei seiner Rückkehr nach London viel Aufmerksamkeit erregte, unter anderem die des Journalisten Daniel Defoe, der bis dahin noch keinen einzigen Roman geschrieben hatte...

Aber "Der wahre Robinson" erzählt nicht die Geschichte eines dreisten Plagiats, auch wenn das bestimmt nicht uninteressant wäre. Viel spannender ist es zu erfahren, wie Selkirk es schaffte, mit Hilfe einer Handvoll Ausrüstungsgegenstände und unter widrigen Umständen fast viereinhalb Jahre zu überleben. Dramaturgin Anke Winterhoff hat Bibliothekenbestände und digitale Archive durchforstet auf der Suche nach Logbüchern, Reiseberichten und Zeitungsartikeln aus dem frühen 18. Jahrhundert, die sich mit Selkirk befassen. Zeha Schröder hat aus diesen Originalquellen einen Text destilliert, der die äußeren und (vor allem) inneren Hindernisse und Widrigkeiten beschreibt, mit denen der Seemann während seiner "Robinsonade" zu kämpfen hatte.

Zu neuem Leben erweckt wird Selkirks Geschichte durch die energiegeladene Darstellung Helge Salnikaus. Mit "Der wahre Robinson" zeigt er seine allererste Solorolle, und wir sind froh, dass wir ihm (und dem Publikum) dafür eine außergewöhnlich Plattform zur Verfügung stellen können: die große Seebühne mitten auf dem Aasee. Die ist zwar nicht ganz so abgelegen wie Selkirks Insel "Mas A Tierra", kann aber vom Ufer aus ebenfalls nur mittels Wagemut und hoher Seemannskunst erreicht werden - auf den Tretbooten von Aasee-Admiral Peter Overschmidt!